Albero-bellissimo?
Alberobello, erklärtes Trulli-Land. Die Stadtteile Monti und Rione Aia Piccola, die mehr oder weniger aus ganzen Trulli-Straßenzügen bestehen, kommen wie eine Mischung aus Schlumpfhausen und Auenland daher. Sehr zipfelmützig jedenfalls und irgendwie auch eher schräg, wenn man bedenkt, dass hier überwiegend ganz normale Erwachsene und so gut wie keine Hobbits oder Blauhäute herumlaufen.
Und ja, natürlich haben auch wir Banausen gelesen und gelernt, dass die Trulli die ganz traditionellen Bauern- und Hirtenhäuser waren und also echtes Kulturgut und so. Deshalb auch UNESCO-Weltkulturerbe. Trotzdem kommen sie uns in der extrem touristischen Vermarktung, wie sie hier praktiziert wird, einfach nur ein bisschen albern vor. Wofür natürlich die Trulli selbst am allerwenigsten können. Und bestimmt ist es gut und wichtig, die Trulli zu restaurieren und somit zu erhalten, auch wenn sie dann eher Insta-Hotspot oder Touri-Unterkunft als Zeitzeugnis sind. Aber da sind sie nun weiß der Himmel nicht die einzigen Kulturdenkmäler, denen es so ergeht ...
Einen Kirchentrullo gibt es in Monti natürlich auch, wie auch einen Museumstrullo, einen Restauranttrullo und diverse Hoteltrulli. Die Symbole auf den Dächern dienten übrigens der Wiedererkennung (oder Abgrenzung?) gegenüber dem Nachbarn, und auch das Kipferl ganz oben auf dem Dachspitz sollte der besitzenden Sippe wohl Status verleihen oder hatte eine religiöse Bedeutung. Das Schichten der Steine ohne Mörtel und Zement ist übrigens gar nicht so einfach und eine Kunst, die heute wieder gelehrt wird.
Alberobello scheint uns übrigens sonst ein sehr schönes und sehr regionaltypisches Städtchen zu sein und also auch jenseits von Monti einen Besuch wert. Bei unserem Besuch war es leider so heiß, dass wir auf die Besichtigung verzichtet haben. Schade! Eine normale Stadt mit ab und zu einem Überraschungstrullo an der einen oder anderen Ecke hätte uns bestimmt gefallen. Überhaupt war vielleicht ohnehin die Hitze ein bisschen mit ein Grund, warum wir die Trulli mit so viel Ungnade betrachtet haben ...
Fazit insgesamt? Na ja, muss man halt eigentlich schon irgendwie gesehen haben, die Trulli. Mehr Spaß macht es aber, wenn man woanders ganz unerwartet ganz intakte Trulli herumstehen sieht, die eben nicht so touristisch vermarktet und aufbereitet sind. Dann kommt nämlich noch echter Entdeckergeist auf und echte Entdeckerfreude! Also Augen auf und Handys raus!