Die Seele im Wasser baumeln lassen
Und ja, wir lieben die kleinen und großen Jadrolinija-Schiffe auch, mit denen man in Kroatien so unkompliziert und verlässlich von Insel zu Insel hüpfen kann. Vor allem lieben wir es, oben auf Deck zu sitzen, der Spur der Fähre im Wasser zuzusehen, langsam Abschied zu nehmen und uns genauso langsam dem nächsten Sehnsuchtsort zuzuwenden. Da muss die Seele nicht hinterherhetzen, die nehmen wir einfach gleich mit!
Exkurs: Petar Hektorović
Autor: Dietmar | Der Namensgeber unserer stolzen Fähre war wohl eine eigentümliche Person. Er verbrachte nahezu sein gesamtes Leben auf der Insel Hvar. Nur einmal fuhr er mit drei Fischern per Boot an einen 25 km entfernten Ort. Über diese ›Reise‹ schrieb er den Bericht »Fischerei und die Dialoge von
Fischern«, der ihn derart in der kroatischen Literatur verankerte, dass man Jahrhunderte später eine der größten Fähren der Jadrolinija nach ihm benannte. Erinnert mich irgendwie an Giorgio Morandi, dessen Museum wir letztes Jahr auf der Rückfahrt von Apulien besucht haben.
Split → Korčula → Lastovo
07.09.2024 | So richtig los ging die Reise in Split, das ja der Fährverkehrsknotenpunkt in Dalmatien ist. Am letzten Anleger stellen wir uns in die Reihe der Autos und warten, dass wir in den Bauch des Schiffes gewunken werden.
Ein Ärgernis sind die aufdringlichen Jungs, die ungefragt unsere Windschutzscheibe putzen und meinen Protest einfach ignorieren. Leider hat Didn dem einen etwas Geld gegeben. Von mir hätten sie nichts bekommen. Andere Wartende mussten sich dafür auch noch übelst beleidigen und verhöhnen lassen. Auch ärgerlich ist, dass die Drängel- und Me-first-Mentalität immer schlimmer wird. Ellebogen raus und ohne Rücksicht auf Verluste!
Erfreulich dagegen war wieder einmal die umsichtige Ruhe, mit der die Jadrolinija-Ordner ihre völlig undurchsichtige Ordnung im Jadrolinija-Schiffsbauch hergestellt haben. Und, wie immer: es hat funktioniert! Die wenigen Autos, die auf Korčula nach Lastovo ›umsteigen‹ müssen, werden durch ein simples »Lastovo«-Schildchen am Scheibenwischer kenntlich gemacht und direkt auf die kleinere Anschlussfähre gelotst, die in Vela Luka bereits auf uns wartet.
Ansonsten haben wir inzwischen gelernt, erstens rechtzeitig zu buchen, und zweitens uns den Standort des Autos auf der Fähre zu merken. So langsam dürften wir Profi-Standard erreicht haben.
Lastovo → Korčula
14.09.2024 | Kleiner Hafen, kleine Aufregung. Man kommt an und stellt sich einfach hinter die Autos, von denen man annimmt, dass sie auch auf die Fähre wollen. Dann öffnet sich das Schiffsmaul, es geht los. Kurzes Geschimpfe (mehrsprachig) aus allen Autos, weil ein Wagen alle anderen blockiert, dessen Besitzer/-innen abgängig sind. Wir schimpfen nur verhalten mit, weil uns das auch schon passiert ist ...
Die kurze Überfahrt ist wunderschön, kalt und windig. Wir sehen, dass es Wellengang hat, aber auf dem Schiff spürt man das kaum. So viel Wasser! So viel Meer! Dann Einfahrt in Vela Luka. Bis bald, Jadrolinija!
Korčula → Split→ Vis
24.09.2024 | Um mit dem Auto von Korčula nach Vis zu kommen, muss man über Split fährfahren. Abfahrt um 6.15 Uhr, wir waren um 5.30 Uhr die zweiten in der Schlange. Die ersten in der Schlange waren aus Österreich.
Die Korčula wird uns aus Korčula wegbringen.
Um diese Uhrzeit (nachts! dunkel!) und bei eher unfreundlichem Wetter ergattert man sich an Bord eine halbrunde Bank und versucht dort noch ein bisschen Schlaf zu kriegen. Alternativ kriegt man an der Bar einen kräftigen Cappucino.
Vor Split sind wir direkt in ein Unwetter hineingefahren. Der Himmel über Split veranstaltet eine Megashow! Das Wasser ist schwarz und sieht wild und gefährlich aus, trotz der hübschen Lichteffekte. Unser Schiff fährt aber unbeirrt weiter, und wir genießen den Auftritt ;-)
Nach dem Umsteigen auf die Fähre nach Vis beruhigt sich das Wetter wieder und das Meer wird statt schwarz wieder sehr blau. Das erste Stündchen verbringen wir beim Frühstück in einem der Aufenthaltssäle, das letzte Stündchen auf dem Sonnendeck der altehrwürdigen »Petar Hektorovic«, unseres Lieblingsschiffs.
Vis → Split
04.10.2024 | Diesmal müssen wir um 4.45 Uhr an der Fähre sein, das ist fast brutal. Es ist stockdunkle Nacht und es regnet zum Abschied. An Bord gibt es einen abgedunkelten Bereich mit Schlafsesseln. Und mit musikalischer Dauerbeschallung. Das muss so sein, ist doch das Schiff nach dem kroatischen Eros Ramazotti benannt: Oliver Dragojević.
Split, die gute alte Dramaqueen, begrüßt uns zwei Stunden später mit einem spektakulären Sonnenaufgang. Das tröstet mich kaum: das war das Abschiedsgeschenk.
More, more, more
Ča je to u tebi
Da te čovik više
Od života voli.
Meer, Meer, Meer
Was hast du an dir,
dass dich der Mensch
mehr als das Leben liebt.