Anders schön

Las Palmas, die Hauptstadt von Gran Canaria! Wir haben dort nur zwei viel zu kurze Tage verbracht, aber soviel lässt sich sagen: diese Stadt lebt. Es gibt ja Orte, die im Ganzen eine historische Sehenswürdigkeit und atmosphärisch wie ein Freilichtmuseum sind. Eine Sehenswürdigkeit ist Las Palmas nicht, aber sehenswert auf jeden Fall. Und historisch ist Las Palmas nur in Teilen, außer man zählt die 1970er inzwischen auch zur Historie dazu. Eine schräge Architektur, viele urbane Ecken, das wirklich hübsche jugenstilgeprägte Viertel Triana mit vielen schönen Läden, Tapas-Bars und Cafés, und das Altstadtviertel Vegueta, das dann doch schon wieder ein bisschen museumsartig ist – der Besuch lohnt sich!

Triana - zum Bummeln und Ausgehen

In Las Palmas braucht man kein Auto, hier ist alles super mit dem Bus vom zentralen Busbahnhof am Parque de Santa Catalina aus zu erreichen. Um über Triana nach Vegueta zu schlendern, empfiehlt sich der Ausstieg am Parque San Telmo. In Triana haben wir uns in entspannten Schlangenlinien durch die Gassen mit bunten Jugendstilhäusern und vielen schönen Läden treiben lassen. Nach viel Dorf und Natur in den Tagen zuvor hat der Stadttrubel richtig Spaß gemacht!

Das Museums- äh, Altstadtviertel Vegueta

Geradeaus über die große Carretera del Centro stolpert man direkt in die Altstadt Vegueta hinein. Dort ist es sofort viel ruhiger und beschaulicher – museumsartig eben. Aber in der Tat finden sich hier auch zahlreiche Museen wie die berühmte Casa de Colón (die vor allem wegen des Kolonialbaus sehenswert ist, aber sie haben auch Kolumbus' Kajüte nachgebaut und ein paar Schiffe und Karten aufgestellt) oder das Museo Canario über die kanarischen Ureinwohner. Uns hat das CAAM mit moderner Kunst am meisten gelockt. Inspirierend!

Einen grandiosen Aus- und Rundumblick hat man natürlich von der eindrucksvollen Kathedrale Santa Ana. Obwohl der Bau nach kaum 400 Jahren bereits im 19. Jahrhundert fertiggestellt wurde, haben die Bauherren damals schon an einen Aufzug gedacht! So kann man ganz gemütlich zum Kirchturm hinauffahren und auf dem ›Zwischendeck‹ den umwerfenden Fast-360°-Blick genießen.

In Vegueta stehen jede Menge Häuser leer und/oder sind baufällig. Irgendwas scheint gewaltig schief zu laufen, wenn vom Massentourismus so offensichtlich kein Geld auf der Insel hängenbleibt. Während wir auf Gran Canaria waren, nahmen gerade die Proteste gegen den touristischen Ausverkauf der Kanaren an Fahrt auf. Endlich, möchte man rufen! Denn wie sanfter Tourismus geht, ist ja nun auch schon länger kein Geheimnis mehr. Und der nackten Geldgier großer Reisekonzerne kann sich nun einmal nur der Gesetzgeber entgegenstellen – so er denn will ...

La Isleta – das ›echte‹ Las Palmas

Der ganz nördliche Teil der Stadt befindet sich auf einer Halbinsel, passenderweise heißt der Stadtteil dazu Isleta. Hier gibt es überwiegend mehr oder weniger triste Wohnviertel, eine Uferpromenade, die sich für einen schönen Spaziergang anbietet und stellenweise etwas streng riecht. Auch hier finden sich interessante architektonische Elemente. Hier ein paar Impressionen, bunt gemischt:

Als Mittagssnack dringend zu empfehlen: der Mercado del Puerto mit seinen Tapas- und Pintxos-Ständen. Saulecker, charmant und günstig, hier tummeln sich auch die Einheimischen!

Street Art & Urban Style

Auch am Straßenbild sieht man, dass Las Palmas bunt, lebendig und oft unabsichtlich urban ist. Aber auch politisch, witzig und manchmal sentimental. We like!

Playa Las Canteras – Herzstück und Sahnehäubchen

Das Beste kommt zum Schluss, auch in Las Palmas: Am drei Kilometer langen Sandstrand Las Canteras findet Las Palmas echtes Leben statt: Hier wird gejoggt und getorkelt, geschlemmt und gebettelt, flaniert und gebeacht, was das Zeug hält. Obdachlose haben ihre Decken neben dem Schnieke-Restaurant ausgebreitet und weiter oben hält jemand eine Angel ins Wasser.

Die Canteras sind geprägt von einer homogenen und im wahrsten Sinne des Wortes schrägen Architektur der geschmacksverirrten 1970er-Jahre. Damit alle etwas von der Sonne haben – wenigstens die in der ersten Reihe zum Meer –, wurden in fast allen Häusern die Terrassen schräg nach hinten gebaut. Wir geben gerne zu: in der Masse gibt das schon wieder ein Bild. Unser eigenes Apartment war ebenfalls mit einer schrägen Terrasse im 6. OG ausgerüstet. Ein Traum, und ein Refugium! Die Eingangslobby war ein bisschen wie aus einem alten Gruselfilm, aber mit dem sprechenden Retro-Aufzug sind wir gut Freund geworden.

Nach Norden hin werden Strand und Sand schöner. Am südlichen Strandabschnitt La Cícer vor der schönen Kulisse des Auditoriums sind dafür die coolen Bars und die Surfer zuhause. Von den Letzteren sieht man manche eigentlich nur mit dem Board unterm Arm den ganzen Tag auf und ab laufen ... aber das darf ja jeder Mensch machen, wie er mag, besonders hier, wo eine tiefengechillte und irgendwie heitere Grundstimmung herrscht.

In zwei Tagen kann man schon Einiges sehen, zum richtig Ankommen und Kennenlernen reicht es nicht. In dieser Stadt kann man auch gut vier oder fünf Tage verbringen: ein bisschen Sightseeing, ein bisschen Shoppen, ein bisschen am Strand abhängen ... Und unbedingt an einem Donnerstag in der Tapas-Nacht in Triana und Vegueta der Ruta de Pinchos folgen!