Von Pláka nach Klíma ...
... führt ein wunderschöner Wanderpfad hinunter. Durch duftende Olivenhaine bergab und auf den Hügel zu, auf dessen Scheitel schneeweiß die Kapelle des Propheten Elias sitzt. Vor dem Hügel halten wir uns links und begegnen unterwegs nicht nur dem Amphitheater und den Mílos'schen Katakomben – die wir beide nicht ausführlicher besichtigen –, sondern auch der Kopie der berühmten Venus von Mílo, über die Auguste Renoir gesagt (oder völlig verzückt gerufen?) hat: »Welch‘ triumphale Proportionen! Welch‘ kraftvolle, lebendige Schatten! Oh unsterbliche Venus!«. Hier, an diesem Ort, wurde die 2000-jährige Schönheit vor ca. 200 Jahren von einem Bauern gefunden. Später wurde sie nach Frankreich entführt und wohnt heute im Louvre. Doch auch ihre kopierte Sister blickt erhaben-heiter über Land und Meer ...
Klíma
Ziel der Wanderung war der kleine Ort Klíma, das eigentlich mehr eine Ansammlung von Häuschen als ein richtiger Ort ist. Klíma ist eine der Berühmtheiten von Mílos: hier tummeln sich auf extrem pittoreske Weise einige Fischerhäuschen, die im Erdgeschoss jeweils eine Bootsgarage haben. Jedes Holzteil an jedem Häuschen ist in einer knalligen Farbe lackiert. Angeblich sollen die Fischer so auch an trüben Tagen erkannt haben, welches der Häuschen (rot, gelb, türkis, blau) sie ansteuern müssen. Heute scheinen die Anstriche eher für die Touris zu sein, damit auch diese Klíma ganz sicher ansteuern. Und? Klappt hervorragend!
Und die Häuser sind halt auch entzückend in ihrer Buntheit und so direkt am Wasser. Natürlich sind einige davon zu Ferienhäusern umgebaut worden. Hier zu wohnen ist sicherlich eine authentische Erfahrung, wie sie sonst nur die Einheimischen machen: dauernd laufen einem Horden von Touris gefühlt durch das Wohnzimmer, zu dem die Bootsgarage inzwischen umgebaut ist. Das Schlafzimmer ist dann eine Etage höher; dort hat es meistens auch einen Balkon, so dass man sich ein bisschen über den Rummel erheben kann. Speziell und speziell teuer, aber hat schon auch was ...
Mandrákia
Auch in Mandrákia finden wir die Syrmata, die hübschen bunt bemalten Bootsgaragen, die sich hier um eine natürliche und geschützte kleine Bucht schmiegen. Sonst gibt es noch eine Kirche zu sehen, ungefähr dreieinhalb Häuser und ein Taverne. Es herrscht eine gelassen-heitere Stimmung, wir schauen auf's Wasser, ein Einwohner schwingt den Pinsel und weißelt die Treppe zum Hafen hinunter. Dann taucht die Abendsonne alles in ein unwirkliches Leuchten, bevor sie sich hinter dem Hügel versteckt.
Vor allem sind wir aber hier, weil unser Reiseführer die Taverne »Medusa« sehr empfiehlt. Die liegt so, dass es eigentlich total egal ist, ob sie dort auch kochen können. Die gute Nachricht ist: können sie! Es ist gut besucht, trotz Vorsaison, aber wir bekommen vom netten Wirt einen Tisch direkt am Wasser, bestellen einmal die Mezé-Karte rauf und runter und wieder zurück und feiern den Blick, das leckere Essen und das Meer.
Firopótamos
Der Weiler Firopótamos ist wie Mandrákia an der Nordostküste gelegen und in eine wild zerklüftete Landschaft aus vulkanischem Gestein eingebettet. Entsprechend abenteuerlich kommt uns die einspurige Serpentinenstraße vor, die wir erwischt haben, die aber dann doch ganz unproblematisch zu fahren ist. Wir parken auf einer Art Plattform, die ringsherum mit riesigen Felsnadeln bestückt ist, und laufen die paar Schritte zum Sand-Kiesel-Strand hinunter.
Der Strand gehört sicherlich nicht zu den schönsten auf der Insel, trotzdem hat das Ensemble seinen Reiz. Auch Firopótamos hat seine Syrmata – seine Bootsgaragen – und, weil ohne geht gar nicht, eine Kirche mit Meerblick.
Hier ahnen wir zum ersten Mal, dass Mílos nicht den Syrmata seinen Beinamen als »Insel der Farben« verdankt. Die Felsen sind aufgrund der früheren vulkanischen Aktivitäten weiß, rosa, gelb und schwarz gefärbt, und sie sind ehrlich beeindruckend!
Und die Farbe des Meeres dazu, dieses lichte Türkis, ist einfach unbeschreiblich. Da schweben nicht nur die Boote, sondern auch die Seelen gleich ein bisschen mit ...
Jetzt bin ich bestimmt nicht als übertriebene Wasserratte bekannt. Trotzdem kann ich nicht widerstehen, so sehr lockt die zarte Durchsichtigkeit des Wassers über den pastellbunten Kieseln. Ich wage mich also hinein und absolviere den ersten Meeresschwimm des Jahres!
Gerne hätten wir für Mílos mehr Zeit gehabt. Hier kann man traumhafte Wanderungen unternehmen, zum Beispiel zu den aufgelassenen Schwefelminen von Paliá Thiorychía. Mílos ist nicht wie die anderen Kykladeninseln vollständig vom Tourismus abhängig. Auch heute noch lebt die Insel auch vom Bergbau, von seltenen und begehrten Mineralien und Steinen. Für Tourist/-innen gibt es dennoch traumhafte Strände zu entdecken, und neben den beiden Hauptorten Pláka und Adámas ist bestimmt auch das hübsche Fischerdorf Pollónia einen Besuch wert. Faszinierend ist vor allem die zerfressene vulkanische Küstenlinie mit tiefen Einkerbungen, Höhlen und Felsnadeln, die der Insel eine so einzigartige Prägung gibt.