Tanz auf dem Vulkan

Es gibt zahlreiche Anbieter, die zu relativ fairen Preisen geführte Bootsausflüge zur Vulkaninsel Néa Kaméni in der Mitte der Caldera unternehmen, in aller Regel in Verbindung mit einem Abstecher zu den »Heißen Quellen«. Néa Kaméni bedeutet »Neue Verbrannte«, weil der älteste Teil der Insel erst ab 1570 und der eigentliche Rest ab 1707 durch vulkanische Aktivitäten entstanden sind. Die »Alte Verbrannte« ist dagegen schon in den Jahren 46 und 47 nach Christus ausgespuckt worden und hat knapp 700 Jahre später einen gewaltigen neuerlichen Ausbruch erlebt. Wiederkehrende größere und kleinere Ausbrüche mit ihren Lavaströmen gaben der Insel immer neue Formen. Erst seit 1950 gibt der Vulkan Ruhe. Es treten aber immer noch heiße Gase und Dämpfe aus – er lebt!

Los geht der Ausflug ab dem Alten Hafen mit einem schönen alten Segelboot. Endlich haben wir Gelegenheit, die Caldera von unten, vom Wasser aus, zu sehen, was tief beeindruckend ist. Völlig verrückt, wie die Dörfer hoch oben am Kraterrand kleben. Zeus bleibt eine Zicke, das Wetter ist launisch, aber immerhin regnet es erst gar nicht und später nur ein bisschen.

Das Boot landet auf dem alten Inselteil Míkri Kaméni an. Von dort jagt uns die Tourbegleitung in einem Affentempo über die Insel. Ich lasse mich schon bald zurückfallen, weil mir das zu hektisch ist. Leider verpasse ich dadurch die Erklärungen, aber die kann man ja später nachlesen. Ein schöner Spazierweg führt durch eine krass vulkanische Landschaft zum neueren Teil der Insel mit den Dafni Kratern. An mehreren Stellen sieht man tatsächlich Dampf oder Rauch aus dem Boden austreten – spooky!

Dann werden wir auf demselben Weg zurück-, diesmal mit Blick hinüber nach Fíra, zum Landeplatz und auf unser Boot getrieben. Eigentlich passt das düstere Wetter ganz gut zu den düsteren Farben des Gesteins.

Unser schöner Segler schippert uns zur kleinen sehr alten Nachbarinsel Paléa Kaméni mit ihren »Heißen Quellen«. Dort sind die Passagiere aufgefordert, sich einen Schaumgummiwurm zu schnappen und ins Wasser zu hechten. Das allerdings, wie die Tourbegleiterin fast schon ein bisschen verzweifelt mehrfach betont, nicht wirklich heiß ist. Nur die Quellen haben 45 °C, aber das vertut sich schnell im kalten Frühlingsmeerwasser. Trotzdem: einige unsere Mit-Passagiere hüpfen (todes)mutig ins Nass, denn so eine Kulisse beim Baden hat man ja auch nicht jeden Tag. Wir üben uns in Bewunderung, frösteln sogar mit Jacken und behalten sie also lieber an und den Rest sowieso.

Schneeweiße Kirche vor höllenschwarzer Lava

Die Rückfahrt führt uns (mit ungeplantem Zwischenstopp am Neuen Hafen) unten am Krater und an den Minen entlang, die noch gar nicht sooo lange aufgegeben sind. Die Santoríner/-innen haben sich für deren Stilllegung eingesetzt. Leider wohl weniger aus umweltschützerischen Gründen, sondern um den wachsenden und lukrativeren Tourismus nicht zu vergraulen. Lost places ...

Zurück am Alten Hafen schauen wir uns dort noch kurz um. Der Hafen hat eine unzweifelhaft tolle Lage und einige schöne alte Gebäude am Steilhang kleben. Es gibt eine Taverna und eine Bar und einiges Material zum Boote gucken. Trotzdem: zum Verweilen lädt der Ort irgendwie nicht ein. Wir schauen, dass wir wieder nach oben kommen – auch diesmal per Seilbahn.

Und von oben, beim Blick zurück, betrachten wir die zwei Verbrannten dort draußen mit neuen Augen ...