Stadt der Aliens
Der perfekte Zwischenstopp auf dem langen Weg nach Kroatien ist Graz. Ich für meinen Teil bin mit einem eher ungepflegten Halbwissen und völlig unvorbereitet in diese altehrwürdige Stadt gefahren. Kurzer Faktencheck: Graz liegt in der schönen Steiermark, hat ca. 300.000 Einwohner und eine reiche Historie. Zu dieser Historie gehört unter anderem die Landung eines Alien, das sich glücklicherweise als ein freundliches seiner Art herausgestellt hat. Dazu aber später mehr ...
Wenn man nur einen Tag Zeit hat, muss man sich auf die Sehenswürdigsten der Sehenwürdigkeiten konzentrieren. Schön ist der Markt in der Altstadt, und auch ein Blick ins Mausoleum lohnt. Nach der Ersteigung der spätgotischen Doppelwendeltreppe – auch »Versöhnungsstiege« genannt – in der Grazer Burg sind wir mit dem Lift auf den Schlossberg mit seinem berühmten Uhrturm gefahren, von dem aus man eine fantastische Aussicht über die Stadt hat und auf dem man ganz wunderbar spazieren und Wein- und Saftspritzer trinken kann – mit Blick! Wir haben bergab übrigens nicht die Röhrenrutsche genommen, aus Gründen. Gäbe es aber.

Und dann sieht man es, das Alien, einfach so zwischen den Altstadtdächern. Oder auch: das Kunsthaus Graz. Ein wirklich faszinierendes Stück Architektur und ein krasser Kontrast zum, na ja, eben Altehrwürdigen der Stadt. Ich war sofort verliebt. Dank der Architekturführung, die wir dort dann mangels Ausstellungen gemacht haben, waren wir sogar im Bauch des Alien, und auf seiner Dachterrasse. Sollte man gesehen haben!

Architektonisch auch bemerkenswert ist die Mur-Insel. Ach ja, die Mur ist der Fluss, der Graz sein Gesicht gibt. Wie wir bei der Führung erfahren haben, gibt es eine helle und eine dunkle Seite der Mur, obwohl auch auf der dunklen Seite die Gentrifizierung schon begonnen hat. Und hier, auf der dunklen Seite, haben wir ein weiteres Alien gefunden, das aber offenbar bisher weitgehend unbemerkt geblieben ist und seine Absichten geheim hält.

Zurück zur Mur-Insel: Hier kann man in etwas gekünstelter Atmosphäre einen Sprizz trinken oder überteuerte Design-Souvenirs kaufen. Wir fanden die Insel von außen interessanter als von innen, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Trotzdem schick und eine schöne Idee, denn: Brücken kann man nie genug haben!
Wenn dann spätabends das Altehrwürdige endlich schläft, kommt die Studierendenstadt zu ihrem Recht und Graz zeigt sein junges, lebendiges Gesicht. Da haben am Hauptplatz die Buden mit Bier und heißen Würstchen geöffnet, an der Mur ist Party und am Marktplatz wird getanzt, getrunken und geskatet. Insgesamt fand ich Graz übrigens mega, die haben es irgendwie geschafft, das Hippe in ihrer Stadt zu installieren, ohne das Altehrwürdige zu verraten. Oder die haben die Einwohner ausgetauscht – gegen lauter freundliche Aliens …
