Porto Badisco: crudo, aber authentisch!

Porto Badisco ist ein wirklich sehr sehr kleines Feriendorf. Standhaft geöffnet hat eigentlich nur die hochfrequentierte Bar »Da Carlo«, die zugleich Alimentari, Restaurant, Bäckerei und Take-Away und also zweifelsfrei die Lebensader des Dörfchens ist. Porto Badisco liegt etwa zehn Kilometer südlich von Otranto an einer weitgehend unberührten Felsküste unterhalb eines Hochplateaus mit wenigen vereinzelten Ortschaften.

Uns gegenüber zeigen sich die Salentiner nicht als der allerfreundlichste Menschenschlag, außer wenn sie uns was verkaufen wollen. Manche können sich aber nicht gut wehren, wenn wir sie ganz direkt und mit aller Kraft anfreundlichen, und lächeln dann – wenn auch bisweilen etwas unwillig – zurück.

Ansonsten ist Porto Badisco ein Rentnerparadies und außerhalb der Saison ein Ort, in dem man eigentlich nicht tot überm Zaun hängen möchte. Die Rentner sind hier allerdings eine Show. Sie treffen sich an ›unserer‹ Felsenbucht jeden Morgen für ausgiebige Chiacchiere (Schwätzchen), die schwimmend, im Wasser stehend oder auf den Felsen sitzend zelebriert werden, immer aber begleitet von ausufernder Gestik und Mimik! 

Wir mögen den Ort, er versucht nicht, etwas anderes zu sein, als er ist.

Der Fjord mit der kleinen Spiaggia gräbt sich tief ins Land hinein. Baden kann man sicherlich im Salento woanders schöner, rundherum ist es allerdings bezaubernd: Das Meer von unfassbarem Blau, die Landschaft unerwartet weit. Das betörende Licht. Eine Bar, die den Meerblick quasi erfunden hat und dazu Sprizz »Al Casotto« mit Ingwer und Rosmarin serviert. Mehr Urlaubsgefühl geht nicht ...

Zu essen bekommt man hier im Salento als Spezilität pesce crudo – ja genau, rohen Fisch. Aber auch rohe Muscheln und rohe Krustentiere. Unbedingt probieren sollte man sicherlich auch die rohen Seeigel, die uns auf der Fischplatte da Carlo glücklicherweise erspart geblieben sind. Insgesamt eine recht interessante und auch ein bisschen eklige kulinarische Erfahrung, wahrscheinlich, weil wir Banausen sind.

Abbazia di San Nicola di Casole

Die Abtei San Nicola di Casole gilt manchen als eines der wichtigsten Klöster des frühen Mittelalters und war damals mit seiner umfangreichen Bibliothek ein kulturelles Zentrum der Region. 1480 wurden Kloster und Bibilothek durch türkische Truppen zerstört. Die Ruinen liegen heute auf Privatbesitz und waren uns leider nicht zugänglich, was aber vielleicht auch der späten Stunde geschuldet war. Tatsächlich sind wir nur zufällig überhaupt auf diesen Ort gestoßen, nicht mal in unserem sonst extrem kulturhistorisch detailverliebten Reiseführer wird die Abbazia erwähnt.

Wir parken am Eingang der Kiefernallee und spazieren zur Abbazia. Ein schöner, fast magischer Lost Place, den etwas Geheimnisvolles und Sprituelles umweht. Für das dramatische Moment sorgt dann der Sonnenuntergangshimmel.

Laghetto Cave di Bauxite

Die Cava di Bauxite beherbergt einen kleinen See, der von roten Felsen umgeben ist, die tatsächlich das Sehenswürdige hier sind. Sie legen nämlich Zeugnis ab, dass hier früher Bauxit abgebaut wurde: ein intensiv rotes Mineralgestein, das hauptsächlich zur Herstellung von Aluminium gebraucht wird. Unsere Bauxitgrube hier ist schon lange stillgelegt; die Natur holt sie sich zurück. In einem prächtigen Farbenspiel leuchtet das rote Gestein mit den grünen Kiefern und dem kleinen See in Türkis um die Wette!

Faro di Punta Palascia – der östlichste Punkt Italiens!

Die windumtoste Punta Palascia am Capo d'Otranto ist immerhin der östlichste Punkt Italiens! Alleine deshalb ist der Besuch dort alternativlos. Außerdem lieben wir Leuchttürme. Der Faro ist schon seit den 80ern nicht mehr im Dienst. Heute gilt er aber als eines der touristischen Highlights in diesem Küstenabschnitt.

Geparkt wird oben vor der militärischen Radarstation, dann geht es auf einem breiten Schotterweg zu Fuß hinunter zum Faro, der sich in strahlendem Apulien-Weiß vom tiefblauen Meer dahinter abhebt.

Mit gutem Willen und bei klarer Sicht kann man bis nach Albanien hinübersehen, das nur 80 Kilometer entfernt ist. Der Faro ist übrigens in Sachen regionaler Caffè als Influencer tätig (gepostert in unserer heimischen Bar in Porto Badisco) und hat sogar in der Verfilmung von »Der Schwarm« mitgespielt. Da haben sie ihn allerdings auf die Shetland-Inseln deportiert.

In der Silvesternacht versammeln sich hier, am östlichsten Punkt des Landes, Alt und Jung, Groß und Klein, um die aufgehende Sonne im Neuen Jahr zu begrüßen. Eine schöne Tradition an diesem besonderen Ort!

Rundwanderung

Ein Küstenwanderungs-Klassiker, so steht es in unserem Reiseführer, führt von Otranto Richtung Süden. Wir haben es genau umgekehrt gemacht und sind direkt von unserer Homebase in Porto Badisco aus Richtung Norden gestartet. Einmal um unsere Bucht herum und dann immer am Meer entlang zur Torre Sant'Emiliano, die erhaben auf einer Anhöhe steht und von dort, zusammen mit uns, einen umwerfenden Blick auf die gezackte Küstenlinie genießt. Der Turm selbst ist schon ein bisschen baufällig, wie viele der alten Küstenwachtürme, die hier die ganze Küste säumen.

Von der Torre aus gehen wir noch das kurze Stück bis zum Leuchtturm, den wir ja schon kennen. Dort biegen wir auf eine Staubstraße ins Landesinnere ab, vorbei an einer Masseria und dann ein bisschen wild und planlos durch's Hinterland. Die Gegend ist einsam und agrarisch oder von Macchia geprägt: insgesamt nicht besonders einladend, vielleicht sogar abweisend, und am Ende verlaufen wir uns auch noch ein bisschen.

Ganz am Ende sind wir dann froh, als wir wieder die Strada Provinciale und dahinter die sanfte Hügellandschaft zur Küste hin erreichen. Und laufen im goldenen Nachmittagslicht zurück nach Hause, das Meer immer fest im Blick.