Eine Insel mit drei Straßen

Die Insel Lastovo ist knapp 47 Quadratkilometer klein und hat gerade mal 900 Einwohner, von denen die meisten im gleichnamigen Hauptdorf leben. Lastovo ist Teil und Namensgeber eines Archipels, das 46 Inseln umfasst und vor knapp zwanzig Jahren zum Naturpark erklärt wurde. Die hügelige Inselgruppe mit ihren Buchten und Durchgängen ist ein beliebtes Ziel für Yachten und Segelboote. Außer ihrer natürlichen Schönheit scheint die Insel touristisch nichts zu bieten, was sie höchst sympathisch macht. Es gibt eine Tankstelle, drei Supermärkte mit bescheidenem, dafür hochpreisigem Angebot und 46 Kirchen.

Nach Lastovo sind wir gekommen, um herauszufinden, was »similar« und was »different« ist. So wurde uns die Insel nämlich im Jahr zuvor beschrieben: »similar« zu Vis, »but different«!

Unterwegs auf Lastovo heißt: enge und engste Straßen, kurvig und gerne Richtung Abgrund ungesichert oder mit schadhaften und wenig vertrauenerweckenden Stellen. Im Prinzip gibt es drei Routen: vom Hafenort Ubli in die 450-Seelen-Hauptstadt Lastovo, die Südroute von Ubli nach Lastovo über den Inselberg Hum/Hom (Panorama!!!) und von Lastovo zur Südküste nach Skrivena Luka. Von Ubli nach Lastovo sind es überschaubare zehn Kilometer. Zusätzlich gibt es noch die eine oder andere Stichstraße, die aber oft nur ein Makadam (also ungeteert) ist. Bei ganz engen Straßen kann bei Gegenverkehr das Rangieren am Berg zu einer Herausforderung werden, da helfen gute Nerven und ein bisschen Fahrroutine.

Die Insel ist überwiegend stark bewaldet und somit sehr grün. Nur im Süden auf der Wetterseite ist das Landschaftsbild ein etwas anderes und erinnert uns an das, was wir bisher von Dalmatien kennen. Eigentlich muss man hier unbedingt wandern gehen, es gibt einige Wege, die wir gerne gegangen wären, wenn uns das Wetter nicht zwei Tage ›geraubt‹ hätte.

Pasadur: Reich und relaxt

Pasadur: was wie ein staubiger Grenzort irgendwo in Mexiko klingt, entpuppt sich als das Paradies. Pasadur-Ort und Pasadur-Bucht haben etwas sehr Besonderes. Die lose gruppierten Inseln, die zugleich Schutz vor der offenen See und Abenteuer bei der Erkundung lauschiger Buchten und Ecken versprechen. Das Wasser, das hier völlig klar ist und in allen Blau-, Grün- und Türkistönen schimmert. Die Uferpromenade auf der Insel Prezba, an der entlang sich unter hohen schattenspendenden Bäumen traumhaft schön spazieren oder in der Café-Bar Kokolo ein kühles Glas Weißwein genießen lässt. Die Boote, die sanft auf den glucksenden Wellen schaukeln. Die schmale Brücke, die Prezba mit der ›Festland‹-Insel Lastovo verbindet und dass der Ort über beide Inseln hinweg zusammengewachsen ist.

Geparkt haben wir vor dem Ortseingang unter Bäumen direkt am Meer. Eine perfekte Wahl: von hier kann man die zwei Straßen zu beiden Seiten des Meeresarmes zu Fuß erkunden oder man kann – wie wir – die Kajaks zu Wasser lassen und die Erkundung wasserseitig vornehmen. Zwischendrin kann man zur Erfrischung auch noch schnell ins glasklare Wasser hineinhüpfen.

Befahrbarer U-Boot-Tunnel

Wie auch Vis wurde Lastovo lange für militärische Zwecke genutzt und war für ausländische Besucher/-innen nicht zugänglich. Entsprechend gibt es hier einige militärische Anlagen zu entdecken – allesamt Lost Places und etwas spooky. Faszinierende Orte sind allerdings die frei zugänglichen ehemaligen U-Boot-Tunnel, in die man – einmal quer über die Bucht – direkt hineinpaddeln kann. Drinnen herrscht ein eigener (Höhlen)-Sound und eine eigenartig gedämpfte Stimmung.

Obwohl der Grund mindestens zehn Meter tief sein mag (keine Ahnung, wie viel Tiefgang so ein U-Boot hat), sieht man durch das klare Wasser bis zum Boden. Natürlich sind ein paar Wände mit Graffiti verziert. Schön ist der Blick nach draußen, ins Grüne, Blaue und Sonnendurchflutete. Extrem schön beim Herauspaddeln ist der kleine Steinstrand zur Rechten, an dem das Wasser so seidig und durchsichtig ist, dass man einem Bad kaum widerstehen kann (außer, verdammt, man hat seine Badeschuhe vergessen im Seeigelparadies…).

Sonnenuntergang vom Hum

Endlich ein richtiger Sonnenuntergang! Dafür sind wir auf den Berg Hum gefahren, mit 417 Metern die höchste Erhebung auf Lastovo. Die Strecke ist ziemlich beeindruckend und wurde teils durch die Felsen geschnitten. Auf dem Asphalt liegen immer wieder herabgefallene Steine und Felsbrocken. Zum Abgrund hin ist die schmale Straße nicht gesichert, was vor allem bei mir für ein flaues Bauchgefühl sorgt.

Deshalb haben wir unser Auto unterhalb des Gipfels einfach so ziemlich mitten auf der Fahrbahn abgestellt und dort auf den Sonnenuntergang gewartet. Von oben sieht man wunderbar auf die Bucht von Pasadur mit den vielen Inseln und Inselchen. Und man sieht wunderbar auf den abfahrenden Katamaran, der gerade Ubli in Richtung Split verlässt.

Und auf Schwester Sonne (m/w/d), die das Wasser und den Himmel rosa, orange und dann rot färbt und uns mit ihrem Restlicht sicher nach unten und nach Hause geleitet.

Skrivena Luka – Die versteckte Bucht

Nach Skrivena Luka führt der Weg über Lastovo, dort aber, noch vor dem Zentrum (das der Studenac-Supermarkt ist) scharf rechts den Berg hinunter. Die Straße schlängelt sich durch ein wunderschönes hügeliges grün bewaldetes Tal, dann links um die Kurve und dann – sieht plötzlich alles different aus! Eher karstige Hügel mit grünen Tupfen drauf, mehr Fels, kaum Besiedlung. Schließlich am Kap Struga der Leuchtturm gleichen Namens, schon von Weitem zu sehen, auch von Land aus.

Der Weg zum Leuchtturm auf dem äußersten Landzipfel führt entlang der linken Buchtseite der Skrivena Luka, der Versteckten Bucht. Der Ort sieht aus, als könnte er ein paar mehr Entdecker/-innen vertragen. Aber die Lage ist der Wahnsinn! Die Bucht ist vom Meer aus kaum zu erahnen, was in früheren Zeiten der Piraterie ein großer Vorteil war. Heutzutage findet G-Maps natürlich auch die verstecktesten Ecken. Vom Fußweg (der von manchen auch als Autoweg benutzt wird) aus öffnen sich fantastische Blicke auf die Bucht und die sanften Kurven der Hügel rundherum.

Links am Leuchtturm vorbei kann man einen schmalen Fußpfad (keinesfalls mit dem Auto benutzbar!) zur Klippe vor gehen. Schilder warnen schon, was uns dann jäh bewusst wird: hier ist Steilküste! Ganz unvermutet und fast senkrecht stürzt sich der Felsen in die Tiefe und ins Meer hinab.

Das Leuchtturm-Gelände ist übrigens nicht zugänglich, der Leuchtturm wird wohl als Ferienhaus vermietet. Bei unserem Besuch war er ganz offensichtlich unbewohnt, und der nette Leuchtturmwärter kam aus seinem Leuchtturmwärterhaus und hat uns hineingewunken. Hvala, netter Leuchtturmwärter!

Der letzte Weg führte uns dann noch ein Stück weit unten um den Leuchtturm herum – leider nicht sehr weit, weil wir zum Abendessen in Lučica reserviert hatten.