Untergangsszenarien
Es tut ja seit ein paar Jahren jeder so, als sei der Untergang eine besondere Leistung der Sonne, die bejubelt und beklatscht gehört. Didn und ich haben das in Dalmatien gelernt. Der Sonne dürfte das ziemlich egal sein, schätze ich. Und die beste Performance in Sachen Untergang leistet aktuell wohl die Menschheit. Also: Applaus Applaus!
Auch um die Sonnenuntergänge in Meteora wird natürlich ein Gewese gemacht, Agenturen bieten extra Sunset-Touren an! Vermutlich gibt es einige und ganz sicher einige einsame Orte in der Gegend, von denen aus sich die Sonne bei ihrem abendlichen Treiben in aller Ruhe und ganz wunderbar beobachten lässt. Uns zeigt G-Maps zwei sehr populäre Sunset View Points an, die im Prinzip auf direkt benachbarten Felsnasen liegen. Selbstverständlich haben wir beide besucht.
Die Felsplateaus sind relativ leicht zu erklimmen, und man muss ja nicht unbedingt jede waghalsige oder leichtsinnige Pose anderer Sunset- (oder Insta-?)Süchtiger nachmachen. Am ersten Abend bin ich maximal unentspannt, habe flauen Magen und sorge mich um praktisch alle, die hier oben ungesichert und teils mit ungeeignetem Schuhwerk (Flipflops! Herrenslipper!! Schühchen!!!) herumturnen. Teils sehen die Aktionen lebensmüde aus, mindestens aber wagemutig. Vermutlich ist es gar nicht so schlimm, aber das hilft mir nichts. Es hilft nur: an der eigenen Felsnase festklammern, eisern die Sonne und die Landschaft betrachten und alles andere ausblenden.
Am ersten Abend versinkt die Sonne, die Gute, unerwartet schnell und geräuschlos hinter einem Wolkenband. Wenigstens ein bisschen orange wird der Himmel trotzdem, und unsere Handykameras machen das Beste draus. Abgestürzt ist auch niemand, zumindest haben wir nichts bemerkt. Ein frischer Wind treibt uns ins Auto und ins Tal. Next trial tomorrow!
Pünktlich zum Sonnenuntergang finden wir uns am nächsten Tag erneut oben am Fels ein, diesmal am Sunset Point Nummer 2. Der Blick ist besser als gestern, der Sonnenuntergang auch, aber das Besinnliche leidet etwas unter dem heftigen Andrang feierfreudiger junger Menschen. Die Sonne verabschiedet sich im Dunst und hinter einem Berg. Ganz am Ende lösen wir endlich das Rätsel, welches Kloster denn nun welches ist. Wenn man sich nicht, wie wir, ganz woanders wähnt, ist das gar nicht so schwer. Verraten wird hier allerdings nichts ;-)