Außen pfui, innen hui
Was für eine hinreißende Stadt! Beim Hereinfahren sieht man ihr keinesfalls an, dass sie – zu Recht! – als eine der schönsten Städte Griechenlands gehandelt wird. Durch die neoklassizistische und fast vollständig in den herrlichsten Patellfarben sanierte Altstadt flanieren wir, bis die Füße weh tun. Wir haben ein Pensionszimmer mittendrin in einem der schönen alten Häuser, mit einem entzückenden kleinen Balkon auf die belebte Gasse hinaus. Zwar nicht mit Meer-, doch immerhin mit Masten-Blick. Um zu zweit darauf zu sitzen, müssen wir uns zusammenfalten, jede auf ihrem Stühlchen, aber das können wir ja gut.
Die Altstadt ist wirklich bemerkenswert hübsch und pittoresk. In jeder Gasse blüht eine Bougainvillea mit ihrer Frau Nachbarin um die Wette. Ein farbenprächtiges Blütenmeer, mit der Garantie für hübsche Fotos! Dazu schmale Gassen, lauschige Plätze und verwinkelte Ecken. Leider ist die Altstadt von einer Riesenwelle an Ramschläden überschwemmt. Einer neben dem anderen bietet die immergleichen billig gemachten und aussehenden pseudogriechischen Kettchen und Kühlschrankmagneten made in China an. Läden mit echtem Kunsthandwerk oder hochwertigerem Angebot machen sich rar.
Treppchen rauf, Gässchen runter. Immer wieder gibt es Überraschungsmomente, wenn sich plötzlich ein schöner Ausblick durch eine Häuserzeile oder über das Dächergewimmel auftut.
Am Lungomare
Auf die Festungsanlage Palamídi, die oberhalb der Stadt langgestreckt auf dem Hausbergrücken thront, führen 999 Stufen – so sagt die Legende. Wir probieren es nicht aus, weil wir von der Wanderung vom Vortag in der Mani noch etwas angeschlagen sind. Obwohl der Blick sicher umwerfend ist. Auch der geplante Spaziergang um die Halbinsel, der fast schon wieder eine eigene Küstenwanderung wäre, wird gecancelt. Der Lungomare ist aber natürlich Pflicht. Wie aufgefädelt liegen hier Bars, Cafés und Tavernen nebeneinander. Wir nehmen einen Sprizz mit Blick auf Bourzi, die kleine vorgelagerte Festungsinsel, die das Wahrzeichen der Stadt ist.
Von der Insel Bourtzi sieht man vor lauter Festung praktisch gar nichts mehr. Der Turm aus dem 15. Jahrhundert wurde Ende des 17. Jahrhunderts um die heutige Anlage ergänzt. Sogar einen Damm zum Festland herüber gab es früher, den seinerzeit die Osmanen gebaut hatten. Nach deren Vertreibung war Nafplio sogar fünf Jahre lang die Hauptstadt Griechenlands!