Centro storico: Vorsicht, frisch gekalkt!
In Ostuni hätten wir gerne mehr Zeit verbracht. Wir hätten gerne den Rhythmus der Stadt bei Sonnenaufgang geatmet und ihren nächtlichen Herzschlag gespürt, wenn die Bars und Lokale schließen und die Straßen nicht mehr den Touristen, sondern den Katzen gehören. Ostuni hat mich sofort gekriegt. Cittá bianca, milchweiße Stadt!
Ostuni liegt ein paar Kilometer landeinwärts auf drei Hügeln zwischen Olivenhainen und natürlich mit bestem Meerblick! Wir haben uns, wie gerne einmal, der ganzen Sache von hinten genähert und sofort einen super Parkplatz gefunden. Der allerdings zwei Stunden später nicht mehr super und auch gar kein Parkplatz, sondern ein Halteverbot war. Wir empfehlen, die Parkschilder sorgfältig zu studieren oder gleich den Bezahl-Parkplatz ein paar Meter weiter zu nehmen. Strafzettel bezahlt man hier übrigens am besten umgehend bei der Post – oder manchmal auch im Tabacchi.
Und dann geht's ab in die Altstadt, deren Häuser strahlend weiß gekalkt sind, in vielen Schichten übereinander. Die Gassen sind eng und verwinkelt, wir laufen über Treppen und Stufen, durch Bögen und Durchgänge, leicht verliert man die Orientierung und manchmal auch sich selbst. Irgendwann kommt man aber an der Außenmauer heraus, die sich immer wieder mal mit wahnsinnigen Ausblicken zu Land und Meer hin öffnet.
In der Kathedrale (oder war's eine andere Kirche?) mit dem wunderschönen bunten Kuppeldach kann man für 50 Cent eine E-Kerze entzünden, fürs Seelenheil. Daneben findet man den berühmten Arco Scoppa, der einen Übergang zwischen den Kirchengebäuden bildet. Von vorne ist er übrigens schöner als von hinten. Dass er ein Vorne hat, haben wir allerdings erst viel später kapiert. Dafür war hinten viel weniger los!
Abendstimmung
An der Mauer entlang kann man auch außenherum ganz herrlich flanieren, sehr zu empfehlen im Sonnenuntergangslicht! Hoch ragen die weißen Mauern auf. Auf der anderen Seite schweift der Blick über das Land tief unten bis zum dunstblauen Meer. Zeit, sich eine Bar zu suchen und dem Licht beim Schwinden zuzusehen.
Dazu streunen wir nochmal durch die Gassen, die in pastelliges Leuchten getaucht sind.
An der Piazza della Libertà unmittelbar am Rande der Altstadt kommt man kaum vorbei. Hier finden sich das Rathaus – das in einem früheren Kloster untergebracht ist –, die Touri-Info und die Colonna di Sant'Oronzo. Der gebeugte Bischof Oronzo auf seiner Säule wacht hier oben über seine Stadt. Zu seinen Füßen kreiselt hektisch der Verkehr.

Die neue Neustadt mit Schlaraffenmarkt
Natürlich darf in einer Stadt wie dieser ein richtiger Markt nicht fehlen. Und so machen wir uns auf den Weg in den wirklich neuen und auch gar nicht mehr barocken Teil der Stadt, den es beruhigenderweise auch gibt: hier leben echte Menschen! Der Spaziergang beginnt an der Piazza della Libertà und führt von dort geradewegs von der Altstadt weg.
Der Markt ist quirlig, bunt, groß und laut, mit einem Lebensmittel- und einem Alles-was-der-Mensch-sonst-noch-braucht-Teil. Ein emsiges Treiben und wildes Feilschen, wir kaufen zu viele Oliven und zu wenig Gemüse. Wir lassen uns durch die Marktgassen treiben und landen schließlich im Non-food-Teil, in dem es Haushaltswaren und Klamotten gibt und außerdem sehr viele Dinge, die der Mensch eigentlich doch nicht braucht. Unbedingt zu empfehlen!
Blick zurück
Und ganz am Schluss auf der Heimfahrt von irgendwoher stoßen wir total zufällig noch auf den Belvedere am Corso Vittorio Emanuele II. Hier ist er endlich, der mega Blick auf »La Città bianca«, den ich schon die ganze Zeit gesucht hatte!
