So nah und doch so fern

Die Insel Biševo liegt in etwa sechs Kilometern Entfernung direkt vor unserem Balkon und ruft uns daher täglich mit ihrem Sirenengesang. Eigentlich ist es auch gar nicht so schwer dort hinzukommen, denn auf der Insel gibt als Mega-Sensation eine Blaue Grotte, die in der Hauptsaison täglich (!) von etwa 2000 Personen besucht wird. Schnellboote vom Festland und den umliegenden Inseln und sonstige buchbare und private Boote spucken also ohne Pause ganze Horden von Touris aus, die am Pier Schlange stehen (in der Saison mit horrenden Wartezeiten), um sich in kleinen Booten möglichst effektiv durch die Grotte schleusen zu lassen.

Von Komiža aus gibt es alternativ eine Transportmöglichkeit, die uns viel mehr interessiert: Die Linija 612 mit der kleinen Personenfähre Sveti Salvestar. Die Überfahrt nach Mezuporat dauert etwa 45 Minuten, danach werden noch die ›Orte‹ Salbunara und Porat angesteuert.

Die Fähre erweist sich allerdings als ausgesprochen launisch, da sie sowieso schon mal nicht jeden Tag und an verschiedenen Wochentagen zu verschiedenen Zeiten und in der Nachsaison ja eh noch viel weniger und bei zu erwartendem hohen Wellengang überhaupt nicht verkehrt. Und bis man herausgefunden hat, dass »Utorak« Dienstag bedeutet, hat man die Hinfahrt um 8.00 Uhr morgens schon verpasst und am Mittwoch wird nicht gefahren.

Die Hauptaufgabe dieser ÖPNV-Verbindung ist es, die zwölf auf der Insel noch lebenden Einwohner/-innen zu versorgen. Außerdem stammen gar nicht wenige heutige Bewohner/-innen von Komiža ursprünglich von Biševo und besitzen dort noch ein Grundstück, einen Garten, einen Acker oder vielleicht sogar einen Weinberg und fahren also regelmäßig dort hin, um ihren Besitz zu versorgen oder zu g(en)ießen.

Am besten wäre für uns der Freitag (Petak) gewesen, denn da ging die Rückfähre erst um 17.00 Uhr, man hätte also längstmöglich auf der Insel bleiben können. Natürlich kann es jederzeit sein, dass eine oder beide Freitags-Fähren storniert werden ...

Es lohnt sich auf jeden Fall, den Fahrplan zu studieren, der an der Haltestelle und an der Tourist Info aushängt. Oder man fragt direkt beim Käpt'n nach!

Seit unserer Fahrt gibt es auf Biševo mindestens einen Staubsauger-Roboter, denn der wurde mit unserer Überfahrt geliefert. Das Frachtgut wird dann mit dem Auto abgeholt. Auf Biševo wird weder Nummernschild noch TÜV benötigt. How to get rid of your car ...

Ach ja, wir sind dann schließlich an einem Utorak gefahren, an dem die Fähre aber leider fahrplanmäßig schon um 13.00 Uhr zurückmuss. Für einen ersten Eindruck hat die Zeit aber gereicht und wir können bezeugen, dass die Insel alle Mühen der Anreise mehr als wert ist.

Wir haben mit eigenen Augen gesehen: der fährt noch!

Modra Špilja – Die Blaue Grotte

Wir haben an der Amalfiküste und im Cilento tatsächlich schon zwei Blaue Grotten gesehen, daher war unsere Haltung eher so: wenn das klappt und wir nicht solange anstehen müssen, dann ist gut. Wenn es nicht klappt, dann ist auch gut. Im Nachhinein sind wir sehr froh, dass es geklappt hat. Wir waren mit unserer ÖPNV-Fähre gemeinsam mit deren anderen Touri-Passagieren die ersten fünf Besuchsanwärter/-innen und hatten ein eigenes Boot für uns. Und ja, auch diese Grotte ist blau. Aber es ist halt doch jedesmal ein Schauspiel und eine ganz magische Atmosphäre, wie man sie nicht jeden Tag erlebt.

Auf die Frage, wann die beste Zeit für den Besuch ist, sagt unser sehr sympathischer Bootsführer, das sei sehr subjektiv. Definitiv aber, wenn man die Grotte für sich alleine hat. Und das haben wir, denn wir sind für diesen Tag im allerersten Boot!

Dann kommen andere Boote dazu, unsere Zeit ist um, und wir tauchen langsam wieder auf in die Realität.

Zu Fuß nach Salbunara und Porat

Von Mezuporat kann man über den Hügel auf die andere Seite von Biševo wandern (oder einfach laufen, das ist eher ein sehr bequemer Spaziergang und durchaus mit leichterem Schuhwerk zu bewältigen). Ungefähr in der Mitte ist die seeeehr übersichtliche Inselhauptstadt Polje ...

... mit einem fast schon demonstrativen Interesse an Baugerätschaften und dem Infocenter zur Blauen Grotte. Auf der anderen Seite finden sich Salbunara, das etwa fünfzehn Häuser zählt, ...

und Porat. Beide haben traumhafte Sandstrände zu ihrem türkisfarbenen Traumwasser. Porat hat zusätzlich eine Strandbar, die roten Plavac von der Insel serviert, und eine Konoba. Leider haben wir zwar genug Zeit für eine Runde Schwimmen, aber nicht für ein Essen. Plavac geht aber :-) und es bleibt genug Zeit, um viel Wasser zu fotografieren.

Der Weg zurück ...

... führt notgedrungen übers Meer. Wir steigen in Porat wieder in unser Linienboot, klappern Salbunara und das inzwischen deutlich heftiger frequentierte Mezuporat ab, und setzen dann nach Komiža über.

Unser Eindruck? Biševo unterliegt einem Zauber. Irgendwie ist hier der Friedhof der ausgemusterten Dinge, aber in nostalgisch, und in schön. Alles (außer der Grotte und dem Geschäft drumherum) ist völlig aus der Zeit und aus der Realität gefallen. Auf den sandigen Wegen sprießen kleine lila Blumen, große Schmetterlinge taumeln uns entgegen, es ist still, heiter und friedlich. Wir hätten hier gerne ein paar Stunden oder Tage mehr verbracht. Wir kommen unbedingt zurück.