Punktlandung
Am Gasthaus Aerodrom kommt man auf der Insel Vis unweigerlich vorbei, wenn man statt der ›Schnellstraße‹ die ›Landstraße‹ nimmt, die von Vis-City aus erst durch eine Ebene mit viel Weinanbau und weiterer Landwirtschaft führt, um sich schließlich um den Berg Hum zu schlängeln, nach dem sie zu einer Küstenstraße mit atemberaubenden Ausblicken auf das Meer und die Stadt Komiža wird. Irgendwann kommt man schon durch den optischen Eindruck nicht umhin, dort auch einmal einzukehren.
Das Aerodrom trägt diesen Namen, weil sich an dieser Stelle im Zweiten Weltkrieg ein Flughafen der Alliierten unter britischer Leitung befand. Hinter dem Haus wird auf einem Teil des alten Flugfeldes Kricket gespielt. Nach der ländlich und vom Weinbau geprägten Ebene, durch die wir bei der Anfahrt von Süden her kommen, ist das ein fast surrealer Anblick.
Eine allseits bekannte Landkartenapp zeigt das Gasthaus und seine Bewertungen erst, wenn man nahe hernanzoomt, denn häufiger gesucht scheint die Konoba Roki's zu sein, die sich in unmittelbarer Nähe befindet. In der Realität ist es andersrum, denn die Konoba liegt etwas zurückgesetzt von der Straße. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, jetzt in der Nachsaison auf der Insel noch Peka zu bekommen, aber irgendwie ist der Laden nicht das, was wir suchen.
Wir kehren nachmittags nach einer Wanderung ein, werden freundlich empfangen und ordern gleich mal zwei Gläser vom goldgelben Vugava, der wohl aus eigenem Anbau stammt. Danach gibt es sozusagen ein Duett vom Oktopus, einmal als schwarzes Risotto und einmal als frischer Oktopus-Salat. Beide Gerichte kommen in ordentlichen Portionen und schmecken ausgezeichnet. Die Preise sind verglichen mit den meisten Konobae eher günstig. Nach einer etwas anstrengenden Wanderung genießen wir auch das originelle und entspannende Ambiente, das nicht nur einen Retro-Touch verbreitet, sondern offenkundig zu weiten Teilen authentisch Retro ist. In angenehmer Lautstärke laufen Klassiker von Billie Holiday, Aretha Franklin, Frank Sinatra und Elvis, es ist also für jeden aus unserer ›Reisegruppe‹ auch musikalisch etwas dabei. Julia will nie wieder weg, ein Wiedersehen ist also nicht ausgeschlossen.