Old pirates, yes, they rob I …

Auf halbem Weg zwischen Split und Pisak liegt das Kleinstädtchen Omiš, das sich durch seine spektakuläre Lage an der Mündung des Flusses Cetina auszeichnet. Im Hinterland liegt ein Wildwasserparadies für Rafter und Canyoning-Adepten*. Auch eine halsbrecherische Zip-Line soll es geben …

An Meer, Berg und Fluss gelegen ...
* Denjenigen, die ihre humanistische Bildung nicht so vor sich hertragen oder gar keine oder eine lange vergessene haben, hilft hoffentlich diese informelle Anfrage von Julia: wtf ist ein Adept?
Adept (von lateinisch adeptio »Erlangung, Erwerbung« bzw. adeptus »einer, der etwas erlangt hat«) ist die Bezeichnung für eine Person, die in eine Geheimlehre oder in Mysterien eingeweiht ist. Im weiteren Sinne ist ein Adept jemand, der von einem Meister in eine Kunst oder Wissenschaft tiefer eingeführt worden ist, dessen Lehren studiert hat und sich als Kenner von dessen Philosophie und Erkenntnissen ausweisen kann.
Arnim Regenbogen, Uwe Meyer (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe.
Meiner, Hamburg 1998, ISBN 3-7873-1325-7, Seite 14

Okay, danke. Unbewiesen bleibt jedoch, ob Canyoning eine Kunst oder Wissenschaft ist und ob Canyoning-Anbieter sowas wie Gurus sind. Das mag aber für eine wildwassersportferne Person wie meinen Lebens- und Reisebegleiter, der diesen Text verfasst hat, durchaus so scheinen. Aber: wtf ist Arnim Regenbogen???

    Überhaupt präsentiert sich Omiš als Hotspot für sportliche Aktivitäten und nennt eine Riviera ihr eigen, die durch kilometerlange Kiesel- und sogar Sandstrände besticht. Direkt hinter dem Ort erhebt sich majestätisch das Dinarische Gebirge, auf dem die Festung Starigrad Fortica wie ein Adlerhorst liegt und einen wirklich spektakulären Rund- und Runterblick bietet. Die Festung zu erklimmen, ist von Omiš aus möglich und läuft, vor allem bei schwülen 30°C, bereits unter Aktivsport.

    Omiš war lange Zeit in der Hand von Piraten und diese Tradition hat sich – leicht abgewandelt – bis in die Jetzt-Zeit fortgesetzt: ein- bis aufdringlich werben diverse Anbieter des maritimen wie kontinentalen Wasserbetriebes hier dafür, einen Kahn anzumieten oder an einer Tour in Richtung Süß- oder Salzwasser teilzunehmen.

    Aber leider – Pech für all die lauten Marktschreier – hatten wir uns bereits entschieden. Nämlich für das Angebot des netten älteren Herrn, der uns ganz höflich auf dem Rückweg unserer ersten Uferbegehung angesprochen hat und uns dann geduldig erklärt hat, was uns bei so einer Tour mit einem seiner nicht gerade übermotorisierten, dafür aber gut beschatteten Motorboote erwartet. Natürlich hat er uns nicht geglaubt, dass wir heute keine Zeit haben und wiederkommen werden, aber wir würden ihn bald eines Besseren belehren!

    Rätsel gibt noch die aufwändige Brücke auf, die sich über die Cetina-Mündung spannt und die dann beidseitig in Felstunneln verschwindet. Nichts fährt darüber und das Bauwerk ist auch nicht in G-Maps verzeichnet. Wofür ist es gut?**

    ** Später herausgefundene Lösung: Es handelt sich um eine im Bau befindliche Umgehungsstraße, die die an Süßwassersport nicht interessierten Deutschen schneller an die Makarska Riviera bringen wird.

    Schließlich ging es in die überschaubare, aber hübsche und pittoreske Altstadt. Wir sind ein paar Gassen abgelaufen, haben zu Mittag gegessen und dann die auf halber Höhe gelegene Burgruine Mirabela bestiegen, die auch schon einen beachtlichen Panoramablick ermöglicht.

    Ohne Zweifel ein schönes Städtchen, dieses Omiš. Die Hauptattraktion, der Cetina-Fluss, wartet aber noch auf uns …

    Motorsport und Abenteuer

    Eine der reizvollsten Eigenschaften Kroatiens ist sicherlich die Vielfältigkeit der Landschaften. Wenn man von Pisak in Richtung Makarska fährt und dann zweimal links abbiegt, ist man auf einmal nicht mehr am Meer, sondern in den Bergen. Die Vegetation und überhaupt die ganze Landschaft ändert sich. Das Meer – obwohl nur wenige Kilometer entfernt – ist vergessen, wir fahren durch das grüne Tal des Flusses Cetina.

    So nah am Meer fließt die Cetina recht unaufgeregt vor sich hin, aber die vielen Einstiege für Rafter und Canyoniken deuten darauf hin, dass weiter hinten ein Abschnitt mit Wildwasser folgt. Hier trennt sich allerdings die Straße vom Fluss und wir fahren in Serpentinen durch den Wald. Dann erreichen wir, sozusagen von hinten, Omiš.

    Die Cetina ist ein meist freundlicher, gar nicht sooo schmaler Fluss, der bei Omiš durch einen Canyon führt und dann ins Meer mündet. Umgekehrt kann man von Omiš aus mit einem Mietmotorboot acht Kilometer flussauf- und dann wieder flussabwärts fahren. Unser Ziel war also der ältere Herr von oben mit dem Bootsverleih. Ein junger Kerl (Enkel? Angestellter? vom älteren Herrn) hat uns auf das Boot geführt, alles (schlecht) erklärt, und dann sind wir mit ganz wenig PS und ganz ohne Erfahrung flussaufwärts getuckert. Das nennen wir Action & Abenteuer!!!

    Mit acht Stundenkilometern an der Engstelle unter einer Zipline hindurch das Boot auf Kurs zu halten – das ist schon der ultimative Adrenalinkick ;-). Sonst war die Fahrt schön beschaulich und sehr idyllisch.

    Wir haben recht souverän den Anlandeplatz angesteuert, die Anlandung selbst war dann eher so mittelsouverän. Die Matrosin musste ins Wasser und das Boot sozusagen zu Fuß anlanden. Das hat uns den zünftigen dalmatinischen Teller in dem ehrlich gruseligen Schnellabfertigungsflughafen … äh sorry, -biergarten noch mehr verleidet.

    Leider wollte der Motor nach dem Essen nicht um viel wieder anspringen. Wir mussten einen Profi um Hilfe bitten, der eigentlich gerade eine englische Reisegruppe abholen sollte und eher widerwillig war. Die Engländer waren aber so begeistert hilfsbereit, dass er nicht auskam und – immerhin auch mit einiger Mühe – den Motor wieder gestartet bekam. Glück für uns! Das Anlanden und Einparken bei der Rückkehr ging dann schon viel besser. Ob das daran lag, dass ein Kapitäns- zum Kapitäninnenwechsel vorgenommen wurde, darüber legen wir den freundlichen Mantel des Schweigens ...