Tschüß, Korčula!
Verfasst von Julia am
Leaving paradise?
Unser Ferienwohnungs-Nachbar, der im-Wasser-Steher, hat uns gefragt, ob wir jetzt das Paradies verlassen müssen. Und dass wir die besten Fewo-Nachbarn seien, die sie jemals hatten. Allerdings haben sie mit uns gar nicht gesprochen. Wahrscheinlich deshalb.
Überhaupt haben wir es mit der Freundlichkeit eh, aber auch mit der Höflichkeit aufgegeben innerhalb der Fewo-Nachbarschaft. Die neuen Leute über uns haben nur bei direktester Ansprache mit Blickkontakt (!!!) einen schmalen Gruß über die ganz schmalen Lippen gebracht. Dann halt nicht.
Immer noch nicht geklärt ist, ob Kroatien gerade von den Briten oder von den Amerikanern kolonisiert wird. Jedenfalls sind unglaublich viele englischsprechende unangenehme Menschen da, die so tun, als würde das alles hier ihnen gehören. Die Deutschen scheinen ja mit den jüngsten Preissteigerungen das Revier endgültig aufgegeben zu haben.
Jedenfalls: we're leaving paradise. Dem Gott, an den wir nicht glauben, sei's gedankt, dass wir nur das eine gegen das andere tauschen. Trotzdem ist ein Abschied immer schwer. Vor allem, wenn man weiß, dass er eher für immer ist. Korčula, so schön es ist, hat unsere Herzen nicht berührt.
Außer vielleicht unsere Vermieterin, die wirklich eine extrem sympathische und empathische Person ist, und ihr extrem entzückender Vater, der mir immer noch ein Lächeln ins Gesicht schreibt mit seinen deutlich über 90 Jahren. Er ist extra aus dem Auto rausgeturnt, um uns zu begrüßen – auf Deutsch!!!! Ihm die Hand schütteln zu dürfen, hat mich wirklich sehr geehrt und sehr gefreut!
Wir haben noch einen Abschieds-SUP inklusive Muscheln mit den Füßen herauftauchen gemacht, sind geschwommen, haben eine letzte Bucht (»Hotelbucht«) erkundet und letzte Fotos gemacht. Haben gepackt, Olivenöl gekauft und sind nochmal in die Stadt, einen Gin Tonic trinken (local und eher nicht so empfehlenswert, mit – so die Getränkekarte – »Botanik« drin) ...
... und eine Pizza essen. Letztere haben wir in der Pizzeria Tedeschi genommen, weil es der Name so will, und weil die hier gute Pizzen und einen megazackigen Superprofiservice am Eingang der Altstadt haben, und das zu absolut moderaten Preisen. Besonders hübsch: wie in einem Bild von der Puppenkiste kann man durch das Fenster zusehen, wie der Pizzabäcker seine Pizzen bäckt.
Es hat sich bestätigt: in Korčula ist der Montag der kleine Samstag. Am Montag kommen die Kreuzfahrtschiffe an und spucken jede Menge fürchterlicher erlebnishungriger Menschen aus, die irgendwie immer zu kurze Kleidchen und zu lange Socken in den Sandalen anhaben. Viel viel viel schlimmer sind aber die anderen, die Möchtegerns (oder Sind-schon-was?). So ein arrogantes, ignorantes, sich selbst feierndes, beschämend saudummes und peinliches Volk! So junge so hippe Menschen, denen man einfach nur auf die Schuhe kotzen will.
