Julia verzweifelt an der Schönheit
Verfasst von Julia am
oder: Ende der Saison für die Petersilie
Auch wenn, wie uns die junge und wahrscheinlich studierte Gemüsehändlerin in Korčula erklärt, die Saison für Petersilie vorbei ist, und vermutlich dieses Jahr nicht wiederkommt, und ich keine Ahnung habe, wo ich dann Petersilie herbekommen soll, die für die julia'sche mediterrane Küche unverzichtbar ist.
Auch dann feiern wir die Feste, wie sie uns in die Quere kommen und alle Planungen zunichte machen. Wir fahren also nicht ins sagenumwobene Dubrovnik, sondern in das völlig unbeleckte Orebić. Der Trajekt von bei uns um die Ecke ist überraschend so voll, dass gar nicht alle Bewerber mitkommen. Da loben wir uns, dass wir Fußpassagiere sind!

Einziges Ziel war das Franziskanski-Kloster am Hang, das wir seit Tagen immer wieder im Blick hatten. Und das Sonnenlicht, das hier auf unserer Nordseite so na ja war. Das Kloster haben wir dann weiträumig zu umgehen gewusst und sind nach Kirche, Esel, Sofa und Blick direkt in die Konoba Franciska eingeschwenkt.
Zuvor sind wir noch in einen handfesten Streit in schönstem Schwäbisch geraten. Bestimmt hat der Mann Recht, dass er Recht hat und die Frau immer Mist baut. In einer Art beschämter Übersprungsreaktion hat er Didn genötigt, aus dem »Hahnen« Trinkwasser zu zapfen und seine arme Frau, das Geisterhaus anschauen zu gehen, von dem ich so engagiert Fotos gemacht habe.
Bis der Franciska-Grill geöffnet wurde, sind wir dann doch noch das Kloster besichtigen gegangen. Vor allem der Friedhof daneben war sehr faszinierend. Die uralten Seemannsgräber, und irgendwer legt doch immer wieder (Plastik-)Blumen hin ...
Nach dem sehr schönen Essen in der sehr schönen Weinlaube hat uns der Wirt noch ein Fernglas an den Tisch gebracht, weil wir beide so arg das Panorama gefeiert haben. Ein netter Mensch, hat man hier selten ...
Rillen und Spuren
Hier oben haben wir auch die Rillen und die Spuren entdeckt. Rillen sind das, was man – mit weniger Weißwein intus – vermutlich Wellen nennen würde. Spuren sind das, was Boote im Wasser hinterlassen, auch wenn sie schon lange woanders sind. Ich für meinen Teil liebe beides sehr.
Es ist so schön hier, dass es kaum auszuhalten ist. Deshalb die Verzweiflung ;-). Weil ich sie nicht festhalten kann, die Schönheit. Ich bin auf der Suche nach Schönheit, schon immer, auch nach der Schönheit des Banalen. Die Schönheit hier macht mich stumm, glücklich, ein bisschen läppisch (könnte ggf. am Wein liegen) und eben auch ein bisschen verzweifelt.
Und dann hat uns das Banale wieder. Ein 3-Minuten-Schwimm am Traumstrand, dann im Stechschritt zur Fähre. Aber auch die ist in ein unwirkliches Licht getaucht und fährt uns direkt in den Sonnenuntergang ...