Steil, steiler, am steilsten

Pisak liegt ziemlich genau zwischen den Orten Omiš und Makarska. Makarska ist offenbar als Ferienparadies bekannt und hat wohl einiges an Ballermann-Flair zu bieten und eine sehr schöne Altstadt. Pisak liegt außerdem ziemlich genau an der Grenze zwischen den Rivieren beider Orte. Die Omiš-Riviera endet kurz hinter Pisak; dort beginnt die Makarska-Riviera unter dem Biokovo-Gebirge. Was wir bisher von der Omiš-Riviera wissen: sie ist steil. Richtig steil. Das liegt daran, dass sich dort der Gebirgszug Mala Dinara recht dramatisch und fotogen direkt ins Meer stürzt. Wo möglich, haben die Menschen unten noch ein paar Häuser an den Hang geklebt – in einem dieser Häuser war unser Ferienapartment.

Treppen und Treppchen

Um also irgendwo hinzukommen, müssen wir treppauf und treppab. Am Meer entlang in den Ort führt – natürlich über ein paar Treppen – ein sehr schöner, etwas abenteuerlicher Fußpfad, der nachts nur mit Taschenlampe und betrunken gar nicht begangen werden sollte. Hier schaut man von oben durch die Bäume auf das krassest türkise Wasser, das man sich denken kann. Und, wenn man den richtigen Zeitpunkt erwischt, auf das Pisak'sche Kirchtürmlein im Sonnenuntergangslicht.

Pisak ist ein 200-Seelen-Dorf mit einem hübschen Minihafen, einem feinkieseligen Strand, einem pittoresken Kirchturm und sehr vielen Ferienapartments. Es gibt zwei Restaurants und mindestens eine Bar, zwei Minimärkte und eine Bäckerei, ein Milka-Boot und auffallend viele Deutsche, die uns auch alle ganz ungeniert auf Deutsch ansprechen. Immerhin könnten wir ja auch aus Österreich sein.

Pisak hat genau eine einspurige Straße, die nach oben zur Jadranska Magistrala führt – alle anderen noch kleineren Sträßchen sind Sackgassen. Der maritime Betrieb ist überschaubar.

Auf dem Festland scheinen sie von Pomalo auch noch nichts gehört zu haben. Manche Autofahrer fahren wie die Irren, die Verkäufer/-innen sind eher unfreundlich, dafür – hurra! – sprechen alle Deutsch. Auch bei uns steigt das Stresslevel: Was passiert, wenn wir am Berg aus Versehen anhalten müssen (Anfahren am Berg für Fortgeschrittene) und wohin weichen wir aus, wenn uns jemand entgegenkommt? Ist die Straße wirklich so gedacht, dass man auch rechts abbiegen kann? Wie soll das gehen ohne Wenden in drei Zügen, was auf der Jadranska Magistrale, der berühmt-berüchtigten Küstenstraße, nicht unbedingt zu empfehlen ist (doch, geht, unter Inanspruchnahme der Gegenfahrbahn).

Also bleiben wir viel auf unserem (sehr sonnigen, sehr heißen, sehr traumhaften) Balkon und versuchen, uns nach Vis wieder an eine lautere, schnellere Welt zu gewöhnen. Die fußläufig erreichbaren Einkaufsangebote in Pisak sind ein kleiner Studenac und ein Mini-Gemischt-Tante-Emma-Dings am Hafen neben der Bäckerei, immerhin mit leckeren Tomaten, »homemade«. Deshalb haben wir im Nachbarort im nächsten größeren Supermarkt gleich für die ganze Woche eingekauft, außer Gemüse, das hier nur spärlich und gerne etwas angefault angeboten wird.

Semmeln holen paddeln

Definitiv ist das Kajak (und jedes andere maritime Betriebsgerät) auf kurze Distanzen das ultimative, weil weitestgehend ebenerdige Fortbewegungsmittel der Wahl. So kann man ganz lässig in fünf Minuten nach Pisak-Centar paddeln, um dort Brot und eine Pampelmuse zu kaufen und ein Glas Wein in der Bar zu nehmen.

Auch die Frühstückssemmeln holt man am schnellsten und schönsten mit dem Kajak. Semmeln sind übrigens Brötchen. Ein Kroate hat uns erzählt, in Dalmatien sei es der Job der Männer, Fisch heranzuschaffen; von Semmeln hat er nichts gesagt. Bei uns ist also noch Luft nach oben, wobei Dietmar sich ja auch fischtechnisch immer wieder sehr bemüht.

Von Pisak aus kann man ganz hervorragend tolle Paddelausflüge machen, zum Beispiel nach Norden.

Zweitparadies

Das Wasser war dann wieder so, wie wir es eigentlich nur von Kroatien kennen: ruhig und glatt und glänzend, als läge eine Folie drüber. Mit ganz kleinen runden samtigen Hügelwellen. Gibt es in allen shades of green, blue and in between. Vom Sound her wird hier nicht gemeeresrauscht, hier wird gegluckert und gegurgelt und geschwappt. Suchtfaktor: maximal.

Die Küstenlandschaft hier ist – steil. Vor allem aber auch wild und zerklüftet, mit Höhlen und Felsen im Wasser, darüber grellgrüne Kiefern und ganz oben das Gebirge. Perfekt zum Kajakeln, bei dem wir super nah an alles ran kommen. Und tatsächlich gibt es diese vielbeschworenen einsamen Buchten und Ministrände, die nur mit dem Boot erreichbar sind und wo wir dann kurz ins Wasser hüpfen.

  • Urmel?

    Schnorcheln muss hier kein Mensch. Man kann, auch wenn das Wasser seeehr tief ist, sowieso meistens bis zum Grund sehen und dort die Steine und darüber die Fische zählen.

    Spazierwandern nach Süden

    Direkt ab Pisak kann man eine schöne kleine Wanderung Richtung Süden machen, zur Marienfigur Stella Maris, die an ihrem Standort einen beneidenswerten Ausblick hat! Der Weg führt erst durch den Ort, dann durch Olivenhaine, immer nach Süden an der Küste entlang. Dann wird aus dem Weg immer mehr Pfad und immer mehr Steilhanglage. Natürlich hatten wir, wie könnte es anders sein, dafür nicht das richtige Schuhwerk an.

    Als viel größeres Problem entpuppte sich jedoch die Höhenangst, die bei mir irgendwie und aus welchem Grund auch immer vor einigen Jahren aufgetaucht ist und seitdem immer schlimmer wird. Ein flauer Magen und schlotterige Knie sind gewohnte Begleiter geworden, vor allem im Urlaub ...

    Na jedenfalls. Sind wir tatsächlich mittendrin umgekehrt, weil ich nicht mehr weiter konnte. Leider musste ich aber ja zurück, und zwar bergab, was viel schwieriger ist als bergauf. Am Ende habe ich mich (kein Witz!) auf den Hintern gesetzt und bin sozusagen auf allen Fünfen den Pfad wieder heruntergerutscht. Nicht sexy, aber noch am Leben!

    »Ziegen, die jeder gerne hätte«

    So lautet die Bewertung, die unsere Gastgeberin in Komiža für uns als Gäste vergeben hat und die nun für immer in meinem Profil stehen wird. Wir hegen die Hoffnung, das sie sich nur verschrieben hat. »Goati kakve bi svi poželjeli«. Goati heißt Ziegen, Gäste würde gosti heißen. Aber kann man sich sicher sein?

    Wir wiederum hatten beim Paddeln eine ungebetene Ziege an Bord. Eine kleine Krabbe hatte sich im Kajak wohnlich eingerichtet und war nicht zu überreden, das Boot zu verlassen. Also musste sie mit, bei ordentlich Seegang und starkem Wind. Unser Ziel war der wunderschöne Strand Plaža Vruja um die Ecke Richtung Süden. Mittendrin hat es aber zu regnen angefangen, da sind wir umgekehrt und waren am Ende ganz froh, unbeschadet wieder im Heimathafen einzulaufen. Die Krabbe war offensichtlich auch froh, sie ist nach der anfänglichen Gegenwehr dann doch recht schnell davongerannt. Beim Jugo nämlich zeigt das Meer hier, dass es zwar nicht der Atlantik ist, aber auch was kann und jedenfalls ein Meer und keine Badewanne ist. Dann wird hier gerauscht und nicht gegluckst, mit Wind und Wellen, Brandung, Gischt und ordentlich Getöse!

    Abschied von Pisak

    Beim Abendspaziergang zum Abschiedsessen und bestimmt extra für uns zeigt das Städtchen noch einmal seine ganz besonders pittoresken Seiten. Und, Leute, der Himmel!

    Pisak ist natürlich in allererster Linie ein Ferienort und womöglich in der Hochsaison ziemlich unerträglich. Wir waren Ende September dort und fanden es sehr gechillt und durchaus angenehm.

    Klein, aber trotzdem alles Lebenswichtige da, in eine wirklich spektakuläre Landschaft eingebettet und mit einem herrlichen Meer gesegnet! Werden wir wieder ansteuern, wenn wir hier hoffentlich nochmal vorbeikommen.