Die Inselhauptstadt: Vis a Vis
Das Hauptstädtchen der Insel Vis heißt – Überraschung! – Vis und liegt im Norden der Insel, während Komiža ja Richtung Sonnenuntergang liegt. Gemeinsam haben die beiden Inselorte, dass sie sich so schön um ihre Buchten schnuckeln. Vis ist dabei aber etwas ausladender.
In Vis kommen außerdem der Trajekt und der Katamaran aus Split an.


Stadt der Zwei- und Dreiräder
Vis hat eine sehr schöne Altstadt im westlichen Viertel Luka und eine sehr schöne Altstadt im östlichen Stadtteil Kut, die wir 2024 kennenlernen durften. Beide verbindet eine endlos lange Hafenpromenade, die mit Autos nicht befahren werden darf und die der Grund ist, weshalb wir Kut nicht 2023 schon besucht haben: ohne mindestens ein Zweirad ist es einfach zu weit! Wohl deshalb gibt es in Vis ungewöhnlich und wirklich auffällig viele Zwei- und auch Dreiräder.
Vis hat immerhin eine Tankstelle zu bieten, für Vierräder. Die einzige der Insel.
Wir haben unsere Tour am nördlichsten Ende am hübschen Stadtstrand mit angrenzendem Friedhof begonnen. Diese Kombi aus Sakralem und Strandleben haben wir ja auch in Komiza schon gesehen, daher wundert uns nichts mehr! Und das hier ist auch nicht der erste Friefhof mit exponierter und fantastischer Meerblick-Lage, dem wir begegnen. Fast könnte man neidisch werden ... Der Friedhof spielt übrigens auch eine Hauptrolle im Kroatien-Krimi Mord auf Vis.
In den Gassen und Gässchen von Luka lässt es sich sehr schön schlendern. Ich mag diese auf Hochglanz glatt geschliffenen Steinpflasterwege. Wir haben uns treiben lassen, waren ein bisschen in den Läden unterwegs, haben einen Snack genommen und sind zum Schluss am Stadtstrand noch ins kristallklare Meer gehüpft – ganz Pomalo! Ein schöner, irgendwie unaufgeregter Ort, der durch den Fährhafen vielleicht einen Ticken ›urbaner‹ ist als Komiza. Auch hier hätten wir gut unseren Urlaubswohnsitz nehmen können und hätten damit nichts falsch gemacht.
Der alte Stadtteil Kut

Man hört bzw. liest oft, dass Kut schöner sei als sein jüngerer Bruder-Stadtteil Luka. Wir tun uns etwas schwer mit der Beurteilung, weil wir Luka im Jahr zuvor bei herrlichstem Sonnenschein besuchen durften und im September, als wenigstens noch ein paar Touris unterwegs waren. Als wir in Kut sind, regnet es. Den ganzen Tag. Das ist zwar auch eine irgendwie besondere Stimmung, aber in der Nachsaison, wenn fast alles schon geschlossen hat, auch ein bisschen depri.
Die rund 1.800 Einwohner der Hauptstadt verkriechen sich in ihre Häuser, nur ein paar wenige Yachten hängen noch am Pier und die Yachtenbesitzer/-innen in den zwei Bars am Hauptplatz herum. Nur wir besichtigen tapfer das ganze Viertel und machen ein paar zähe Kilometer auf der Hafenpromenade.
Die alten Häuser drängen sich um den markanten Kirchturm. Viele stehen leer und sind dem Verfall anheimgegeben, obwohl sie die allerschönsten Meerblick-Lagen haben! Die besonders alten Gassen erkennt man am Kieselsteinpflaster. Noch viel älter sind aber die Überreste der ursprünglichen Stadt, die seinerzeit Issa hieß und 397 vor Christus gegründet wurde. Über diesen Namen stolpert man immer wieder mal auf der Insel, nicht zuletzt über die ISSA School, der Island School of Social Autonomy.
Perfekt zum Baden wäre bei besserem Wetter die Plaža Grandovac hinter dem englischen Friedhof, wenn man aus Kut stadtauswärts Richtung Norden geht. Dort findet man aber auch ein riesiges Bauprojekt für Luxus-Apartments. Wir können jetzt schon sehen, wie das Ortsbild dadurch verschandelt wird.
Und natürlich gibt es auch in Kut das Meer, hübsche Bars und Restaurants direkt am Wasser, Boote und Seeigel und Möwen und Meer.
Um Vis herum ...
... kann man einen sehr pittoresken Spaziergang zum Fort George am Ende der Vis'schen Landzunge unternehmen. Dabei kommt man auch am Alten Hafen vorbei und hat schöne Blicke über die benachbarten Badebuchten bis zur Uvala Rogačić hinüber – von der wir nicht wissen, ob sie wirklich so heißt ;-) – und an klaren Tagen bis nach Hvar und zum Festland. Das Fort George ist ein imposanter Bau, den man zu Fuß umrunden, in den man aber leider nicht hinein kann – mit der Ausnahme, dass dort während der Saison ein recht exklusives Restaurant seinen Sitz hat. Allerdings sind wir 2024 außerhalb der Saison hier und fürchten, dass das Lokal ohnehin nicht unsere Preisklasse ist.
Militärski-Zeugnisse
Auf Vis haben im 2. Weltkrieg mit jugoslawischen Partisanen bemannte Schwadronen der britischen Royal Air Force gekämpft. In der Nähe des Aerodroms finden sich unter anderem eine Infotafel, eine Art Freilichtmuseum mit allerlei Kriegsgerät, ein Cricketverein und ein Gedenkstein. Überall auf der Insel stolpert man über unter- und oberirdische Bunkeranlagen und sonstige militärische Einrichtungen aus Titos Zeiten, die meisten davon sind frei zugänglich.
Besonders faszinierend finden wir die U-Boot-Tunnel, in die man per Boot hineinfahren oder an den Seiten hineinlaufen kann. Bereits auf Lastovo haben wir einen solchen Tunnel erforschen können. Dieser hier auf Vis ist wesentlich länger und eindrucksvoller. Genutzt wurde er angeblich nie, weil er – bei Ebbe – für die U-Boote nicht tief genug war. Da sagt man dann lieber einfach nichts dazu ...
Kurz hinter Vis haben wir den Vugava, den wir mittags getrunken haben, in seinem Zuhause besucht. Die Vinarija Lipanović baut diese autochthone Rebsorte an und stellt daraus einen honiggelben Weißwein her, der alleine schon aufgrund der Farbe unbedingt probiert werden muss. Gekeltert und bei Verkostungen angeboten wird der Wein übrigens in einer ehemaligen Militärhöhle von Tito, die somit ein ganz friedvolles Upcycling erfahren hat. Irgendwie eigentümliche Location, aber angenehm kühl. Schwer zu sagen, wer auf Vis den besten Vugava anbietet. Wir (Banaus/-innen) mochten, um ehrlich zu sein, am liebsten den nicht-etikettierten vom Leierkastenmann auf dem Markt in Komiza.