Des Stiefels Absatz:
Porto Badisco | Otranto
Dienstag, 13. September: Ankunft
Diesen Tag haben wir ja mit einer Sightseeing-Anreise verbracht. In Porto Badisco angekommen, hatten wir zuerst ein bisschen Mühe, das richtige Haus zu finden, Luciana hat es uns nicht gerade leicht gemacht. Zum Glück ist Porto Badisco ein Nest, in dem jede jeden kennt. Also kennt die Bar-Frau auch unsere Vermieterin und hat uns erklärt, wo wir hinmüssen. Dann: Auto ausladen, ankommen, sich umgucken. Viel mehr gab es an dem Abend nicht mehr zu tun, und es war dem auch nicht mehr viel hinzuzufügen, außer: Buona notte!
Vom Fischerhaus ins Gartenhaus
Nach unserem Haus in Ostuni erscheint uns die neue Unterkunft schon erst mal eher klein. Wir versuchen, das Chaos im Griff zu behalten. Der Ballonfuß ist aber dankbar, dass er nicht mehr dauernd steile Treppen steigen muss.
Wir wohnen in einer Art Gartenhaus – gemauert und mit optionaler Air Condition versehen – superidyllisch in einem wunderschönen blühenden Garten, von dem aus wir das Meer rauschen hören können und, wenn wir wollen, auch rauschen sehen können.
Den Garten, den Wäscheständer und manchmal auch unsere Terrasse teilen wir uns mit der Gastgeberin Luciana, ihrer Familie und den zahlreichen Katzen. Leider stehen wir so immer etwas unter Beobachtung oder fühlen uns wenigstens so. Womöglich würde uns Luciana gerne mehr Familienanschluss und Ratschläge geben, was wir beides nicht wollen. Womöglich gefällt ihr auch nicht, dass wir hier einen richtigen Arbeitsplatz aufgebaut haben, was sie aber nichts angeht. Wir werden also sehen, wie sich die Dinge entwickeln ...
Nachtrag: Alles gut, alles entspannt, die Katze hat uns gewogen und für gut befunden ;-)
Mittwoch, 14. September: Giorno rilassante
Nach dem anstrengenden Anreisetag gestern war heute Relaxing angesagt. Davor aber natürlich der obligatorische Morgenschwimm, endlich mal wieder für uns beide. Dann Abhängen, Lesen, Rumkruschteln. Nach der Siesta haben wir ein Rundgängle durch Porto Badisco gemacht, die Müllschnecke besichtigt und dann, nach einem Sprizz in der Open Air-Bar, lecker gekocht.
Donnerstag, 15. September: In den östlichsten Osten, zum Mars und zurück
Heute haben wir schon wieder (!!!) einen faulen (Bade-)Tag verbracht, was dann spätnachmittags bei Julia zu einer mittleren Torschlusspanikattacke geführt hat, die uns dann wiederum zu einem frühabendlichen Torschlusspanikausflug geführt hat, nachdem Didn mit den Arbeiten für seinen Auftrag fertig war.
Erstes Ziel, für Julia etwas überraschend: der Faro von Otranto, zu dem man sehr schön hinuntersteigen kann. Er steht an der Punta Palascia, dem östlichsten Punkt Italiens! Bei klarem Wetter kann man angeblich Albanien und Korfu sehen. Danach, für uns beide überraschend: Eine halb verfallene Abtei am Ende einer Pinienallee, die aber leider auf Privatgelände und somit nicht zugänglich war. Und bei Dämmerung dann noch zum farblich beeindruckenden Laghetto Cave di Bauxite (Bauxit ist ein Mineral, das man für die Aluminiumherstellung braucht – wieder was gelernt!).
Freitag, 16. September: Ausflugstag!
Heute sind wir in den südlichsten Süden Apuliens gefahren. Landschaftlich großartig und der bisher schönste Küstenabschnitt. Erinnert ein bisschen an die Amalfiküste, hat aber auch ein bisschen was von Sizilien, dem Gargano und dem Velebit.
Wurde ein langer Tag, den wir mit einem Teller Pesce crudo (ja genau, mit rohem Fisch und rohen Muscheln!) bei Carlo zu einem würdigen Abschluss gebracht haben.
Samstag, 17. September: Torre Pinta und Otranto
Wer schon einmal mit Didn in Urlaub war, kennt wahrscheinlich seine Vorliebe für Begräbnisstätten aller Art, die aber inzwischen glücklicherweise etwas nachgelassen hat. Aber wenn er von etwas Besonderem in der Richtung lese, muss er natürlich hin. Die Torre Pinta – unter der eine heidnische Begräbnisstätte verborgen ist – war zwar auf Hinweisschildern angeschrieben, aber trotzdem nicht leicht zu finden. An dem in Google Maps angegebenen Ort fanden wir nur einen Agiturismo, aber keinen Turm.
Also musste im Agriturismo nachgefragt werden. Auf dem Weg nach oben kam uns ein Auto entgegen, aus dem uns eine irgendwie agitierte ältere Dame zurief, dass sie gleich bei uns wäre: Maria! Noch bevor wir unser Anliegen richtig vorbringen konnten, bekamen wir von ihr freundlich aber bestimmt Fruchtsäfte und Naschwerk hingestellt und nach einigem Geplauder (in bestem Italienisch!) den Schlüssel für die Grabstätte in die Hand gedrückt. Also folgten wir – etwas verdutzt – der vagen Wegebeschreibung und betraten das Ipogeo auf eigene Faust.
Maria und ihr so einnehmendes wie vereinnahmendes Wesen haben uns dazu gebracht, bei ihr fürs Abendessen zu reservieren. Dann ging es erst einmal nach Otranto, wo wir nach einem schönen Sightseeing-Tag noch den Aperitivo nahmen. Mit Blick.
Gegen acht Uhr waren wir wieder zurück. Maria hat sich wahnsinnig gefreut, dass wir gekommen sind. Kein Wunder – wir waren die einzigen Gäste. Dafür haben wir den »tavolo per la regina« bekommen (mit Liebe und Hingabe eingedeckt!), Maria hatte ein Salento-Hütchen auf und die Wasserflasche ein Pinguin-Kostüm an, was Maria echt lustig fand. Wir fanden das auch lustig, vor allem, weil das ganze Ambiente so surreal war. Um ganz ehrlich zu sein: Maria war ein bisschen drüber und wir waren uns eigentlich sicher, dass wir diesen Ort nicht lebend verlassen würden, zumindest nicht wir beide. Vielmehr würden wir im Torre Pinta irgendwelchen heidnischen Göttern geopfert. Ganz sicher war Julia sich, als Didn aufs Klo ging und sehr lange nicht mehr zurückkam.
Zumindest hätten wir vorher nochmal gut gegessen: sieben Antipasti, dazu Brot, zwei Primi, dann Nachspeise. Den Hauptgang haben die Damen (da gab es noch eine andere ältere, deutlich weniger durchgeknallte Signora) leider vergessen ... Maria hat noch kurz den Wein umgestoßen und ihn uns hinter die Ohren getupft („porta fortuna“), ein bisschen unsere Familienverhältnisse erfragt, uns complimenti als bella coppia gemacht und uns einen selbstgemachten Amaro aus Oliven, Rosmarin und Lorbeer spendiert.
Sonntag, 18. September: Wandertag
Am schönsten ist es ja, wenn man direkt von Zuhause loslaufen kann. So haben wir es heute auf unserer Wanderung um ›unsere‹ Bucht herum und Richtung Norden gehalten. Erstmal zum Torre Sant'Emiliano, der sozusagen der Haustorre ist, dann weitersehen und vielleicht weitergehen.
Der Ballonfuß wurde heute genötigt, seinen Job als Fuß zu tun, wenn auch unfreiwillig. Die gute Nachricht ist, dass er getan hat, was von ihm verlangt wurde (abfedern, drücken, sprunggelenken), allerdings unter ziemlichen Schmerzen. Aber: er kann, wenn er muss. Das ist gut, sonst könnte ich ihn auf sowas nicht mitnehmen. Und deshalb sind wir nicht nur zum Torre, sondern gleich nochmal zum Faro und dann durch teils unwirtliches Landesinnere wieder zurück gewandert.
Dienstag, 20. September: Eine Litoranea, wie sie sein soll!
Um die Mittagszeit sind wir noch einmal zum Ende der Welt nach Marina di Leuca aufgebrochen. Diesmal wollten wir die Schnellstraße im Landesinneren nehmen. Wie sich herausgestellt hat, ein langwierigeres Unterfangen. Aber so haben wir ein bisschen was vom Landesinneren gesehen und sehr viele Stopp-Schilder in Käffern, »wo man nicht tot überm Zaun hängen will« (Julia). Und einen schönen Uhrenturm in einem Ort, dessen Name uns nicht mehr einfällt.
Später haben wir ihn dann doch herausbekommen, den Namen: Alessano. Der Plan war eigentlich, die Litoranea – also die wunderschöne Küstenstraße – nochmal von Leuca hoch nach Porto Badisco zu fahren. Also genau andersrum als bei der letzten Litoranea-Fahrt. Das bietet die schöneren Ausblicke auch für die Fahrerin und die besseren spontanen Parkbuchten. Didn möchte nicht, dass wir »mitten auf der Straße parken«. Manchmal lässt sich das aber nicht vermeiden, also: do, as the Einheimischen do.
Ach so, der Plan. Wir wollten Castro-Altstadt (oben auf dem Hügel) sehen. Leider haben wir es in sieben Stunden gerade mal nach Leuca und dann wieder ca. 20 km zurück geschafft. Und somit nur bis kurz vor Castro. Lag meines Erachtens am Einkauf am Anfang der Tour, der uns soviel Zeit gekostet hat ;-) Ein Highlight war auf jeden Fall der Fiordo del Ciolo, der auch direkt der Amalfiküste entsprungen sein könnte. Nach einigem Hin und Her haben wir uns entschieden, doch nicht dort zu baden (zu kalt, zu touristisch = Diebe, zu was auch immer). Didns Wunsch war, nochmal ausführlich Tricase Porto zu besuchen, wahrlich ein Bilderbuchort. Das haben wir natürlich gemacht, dort einen Drink genommen und das Meer angeschaut.
Ganz überraschend sind wir dann am Ende noch in Filmaufnahmen geraten. Die haben wir zwar nicht mitbekommen, aber wir hatten dadurch Gelegenheit, den Porto Miggiano nochmal mit Festbeleuchtung zu sehen, bis man uns von dort vertrieben hat.
Mittwoch, 21. September: Castro und Abschied
Didn musste heute noch ein berufliches Projekt zu Ende bringen und an die Druckerei schicken. Erstmals hat er eine Druckdatei per Mobilfunk übertragen: Süditalien scheint das WLAN-Zeitalter direkt übersprungen zu haben! Jedenfalls konnten wir deshalb erst nach der Siesta etwas unternehmen. Wir entschieden uns, heute die Altstadt von Castro zu besichtigen, die wir gestern nicht mehr geschafft haben. Die liegt oben auf der Hügelkuppe, während – wie hier so oft – die Marina mit Hafen logischerweise unten am Meer liegt. Die Altstadt ist sehr hübsch, aber auch sehr übersichtlich. Aber von dort oben hat man einen großartigen Blick über diesen Küstenabschnitt.
Auf der Heimfahrt gab es noch einen kurzen Zwischenstopp bei der Grotta Zinzulusa. Die hatte zwar schon zu, aber der Fußweg dorthin war noch geöffnet. Besonders ist, dass es neben dem riesigen Parkplatz einen riesigen Pool mit Meerblick gibt. Wenn die Temperaturen inzwischen nicht schon winterliche Ausmaße (unter 20 Grad!!!) erreicht hätten, könnten wir morgen dort zum Baden hinfahren. Heute Besuch im Anorak, aber in schöner Abend- und Nachsaison-Winter-Stimmung.
Abends und zum Abschied waren wir dann noch zuhause in Porto Badisco im Skilè essen. Die Auswahl fiel leicht: Es ist das einzige Lokal außer der Bar, das nach der Saison noch offen hat.